Der Flug von Hanoi nach Siem Reap mit Vietnam Airlines beginnt und endet mit eindeutig japanischer Verbeugung der aufgereihten Flugbegleiter. Häh? Beim Heraustreten aus dem Flughafen ignorieren wir eine trichterbildende menschliche Absperrkette, um in Richtung der Grab Pickup-Zone zu gelangen. Sehe auch schon Auto und Preis auf'm Smartphone, als uns einer folgt und freundlich wie bestimmt Taxidienste anbietet. Billiger und genauso bargeldlos. Es gibt ein Taxi-Büro, an der Tür wird mit 35 $ geworben, wir wurden mit 30 geködert, Grab hätte über 40 gekostet. Unerwartet. Der Taxifahrer kann gut Englisch und will sich gern über alles Mögliche unterhalten, Familie und so. Irgendwann meint er, die Khmer seien die größten Biertrinker der Welt. Interessant. Dass die Deutschen größere sein könnten, scheint ihm völlig unbekannt. Wie unsers denn heißen würde. Soll ich ihn echt zutexten mit Markennamen? Er ist begieriger mir die einheimischen zwei zu nennen: Ganzberg und Angkor. Na letzteres passt doch. Und, Faktencheck, wir saufen doppelt so viel Bier. Allerdings auf Körpermasse umgerechnet liegen vermutlich dann beide gleich auf.
Bevor jetzt endlos Fotos von alten Steinhaufen folgen, erstmal Lokalkolorit: Drei Erwachsene, zwei Kinder, ein Roller? Easy, andere haben noch Möbel dabei. Ein Tuk Tuk mit Rennspoiler und Vorsprung-durch-Technik Folierung, eines mit Gesicht. Schöne Menschen, die in schönen Ruinen ernsthafte Fotos für ihre Ewigkeit machen lassen.
Angkor Wat
Die Tempelruinenanlage belegt angeblich eine Fläche halb so groß wie Berlin. Wegen der nationalen Bedeutung werde ich nicht daran 'rumzweifeln. Anfängliche Überlegungen, mit Fahrrädern herumzufahren, erscheinen im Nachhinein bei der Schwüle schon aufwendig
Wie weicht man an diesem Ort den Massen aus? Früher Vogel ist keine Option: Sonnenaufgang im Hintergrund ist hier massenanziehende Attraktion. Von der aufgehenden Sonne beschienen könnte ja grandios aussehen, aber im Hintergrund? Wir starten einfach erst um 11:00 Uhr und zwar per Tuk Tuk. Funzt.
Tag 1: drei Tempelruinen, Tag 2: vier+ Tempelruinen, Tag 3: jetzt ist aber auch gut. Eine Auswahl ist nötig, es sind zu viele. Die etwas verwunschen gelegenen entsprechen den gefühligen Bildern im Kopf am ehesten. Reiseführer und Blogs beschreiben wortreich erlebenswürdige Alleinstellungsmerkmale, auch für abseitige Tempel. Am Ende fragen wir uns "Warum nochmal hat es dieser auf die Liste geschafft?" Oder knackiger (bei Touristin mitgehört) nachdem sie das äußere Eingangsportal des aktuellen Tempels fotografiert hatte: "So, jetzt können wir weiterfahren."
Vietnam wunschträumt davon, eine Tourismusindustrie wie Thailand aufzubauen - Kambodscha hat diesen Riesenbrocken von Tourismusmagnet und scheint das Potenzial kaum auswalzen zu können. Ach, und, bevor ich's vergesse, das Klopapier war in Vietnam flächendeckend viel besser.